Displaced Persons
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Meine Mutter

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Beitrag  something Mi Sep 26, 2007 9:50 pm

Auf Wunsch von Petra eingerichtet,


Eugen

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Beitrag  something Mi Sep 26, 2007 9:52 pm

lieber Eugen, Bilder schaut sich meine Mama gerne an und läßt sich dazu auch gerne Geschichten erzählen, sie mag besonders Tierkarten und Babyfotos, ja ich denke auch das sie nicht mehr lesen oder schreiben kann, bekümmert sie nicht besonders, denn sie konnte es eh nur immer mühselig, sie ist in der DDR aufgewachsen in einem kleinen Dorf,auf einem großen Bauernhof, auf dem immer Hilfe benötigt wurde und der Vater sie und die 7 Schwestern auch nicht regelmäßig in die Schule geschickt hat, sondern sie zu Hause behalten hat, wenn zum Beispiel die Ernte anstand , außerdem war der Vater, ein ziemlicher Disput, nicht der Meinung das Mädchen überhaupt eine schulische Ausbildung brauchen, heiraten eh, war da sein Motto. Meine Mutter hat sich Zeit ihres Lebens für ihre mangelnde Ausbildung geschämt und ich hatte sie ermutigt mit mir zusammen einen Englisch Kurs zu belegen, als sie noch gesund war,sie war mit Feuereifer bei der Sache , das ist auch das was sie jetzt sagt, was ist mit mir passiert, früher konnte ich sogar Englisch und jetzt kann ich gar nichts mehr, das wurmt sie viel mehr, das sie kein Englisch mehr kann, als das nicht mehr lesen und schreiben kann.

liebe Grüße eure Petra

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Beitrag  something Mi Sep 26, 2007 10:03 pm

Liebe Petra,


gab es denn in der DDR keine Schulpflicht ? Würd mich doch wundern, wenn nicht.


Immerhin ist sich Deine Mutter bewusst darüber, dass sie sich, sicher mühsam, Englisch beigebracht hatte. Was ist, wenn Du, anstatt auf den Verlust zu fokussieren, ihren Weg zum Englischen beschreibst. Wie wichtig es für sie war, wie stolz sie auf sich sein kann... .


Hilde hatte übrigens ebenfalls ziemlich verzweifelt versucht, sich Englisch beizubringen. Meterweise selbstgeschriebene Vokabelhefte. Es war bereits zu Beginn unseres Kontaktes nichts mehr davon übrig. Jahre später rezitierte ein alter Nachbar irgendwas auf polnisch oder russisich, vermutlich ein Gedicht. Hilde hat wie selbstverständlich mitgesprochen. Wußte ich gar nicht, dass sie eine slawische Sprache spricht. War wohl in früher Jugend, als sie die erlernt hatte.


Wie ist es, wenn Du Deiner Mutter etwas vorliest ?


Bis dann, Eugen

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Beitrag  petra Do Sep 27, 2007 6:49 pm

Hallo ihr Lieben,
lieber Eugen, doch es gab schon zu DDR Zeiten eine Schulpflicht, denke ich mir, es war ja noch Krieg als meine Mutter zur Schule ging, allerdings setzte sich mein Opa darüber hinweg, denn gegen das Argument, wer ernten denn dann meine Felder ab, hatten wohl auch die Lehrer keinen Widerspruch eingelegt,die auch ein paar mal bei meinem Opa vorstellig wurden, denn es war ja auch Krieg, und sie lebte in Demin, ein kleines Dörfchen, sie mußten tägliche eine weite Wegstrecke zurücklegen um in die Schule zu kommen und auch wieder zurücklaufen, dann war es auch oft so das meine Mutter aus der Schule kam mit ihren Schwestern und sofort raus aufs Feld gejagt wurde, entweder auf die eigenen Felder oder die der Nachbarn oder mußte für die zahlreichen Hasen, die mein Opa auch hielt Futter besorgen und das war eine Menge, waren so an die 30 Hasen, die dann wenn sie größer waren geschlachtet wurden und der Familie als Nahrung dienten und sie somit selten dazu kam Hausaufgaben zu machen, wäre bei Mädchen ja eh nicht ihre Aufgabe was zu lernen, war Opas Aussage, sie würden heiraten und Kinder bekommen. Meine Mama erzählte mir mal das sie heimlich abends bei Kerzenschein noch ihre Hausaufgaben machte und wenn mein Opa sie dabei erwischte, es eine ordentliche Tracht Prügel gab, zeit ihres Lebens hat sie alle bewundert die die Schule besuchen durften und auch bei mir legte sie besonderen Wert darauf das ich gut in der Schule war, sie sagte immer, wenn ich mal wieder auf die Schule nörgelte, Kind du weißt gar nicht wie gut du es hast. Hab ich damals nie verstanden , das sie die Schule als Privileg sah. Aber sie erinnert sich gerne an ihr Jugend, sagt immer wir hatten genug zu essen und das arbeiten auf den Feldern machte ihr nichts aus, sie sangen viel, meine Mutter hat eine schöne Stimme.
Sie sprach immer davon Englisch lernen zu wollen und als meine Kinder aus dem Gröbsten rauswaren habe ich ihr einen Englischkurs in unserer VHS geschenkt, ich glaube das war ihr schönstest Geschenk, ich hatte mich auch angemeldet, obwohl ich in einem Anfängerkurs fehlbesetzt war, hatte ich ja auch schon Schulenglisch, aber mehrere Nachbarn , alle im Alter meiner Mutter kamen mit und so hatten wir viel Spaß, alle lernten mit Feuereifer, Mama besonders und sie buchte so manche Extrastunde bei mir um den anderen etwas vorauszuhaben und einmal die Woche kamen alle zu mir um mit mir ihre Hausaufgaben zu machen und zu üben, meine Mutter blühte zu jener Zeit auf und als sie gerade 3 Worte Englisch konnte, erzählte sie jedem stolz sie könne Englisch,sind bald 2 Jahre zu den Kursen gegangen, dann brach die Gruppe auseinander, weil die Lehrerin aufhörte und zu einer anderen wollten die anderen Nachbarn nicht und so verlief es sich, leider, war eine schöne Zeit für uns alle.
Und ja vorlesen mag sie besonders gerne und hat bei mir mehrere Bücher die sie mir anschleppt damit ich ihr daraus vorlese.
So das wars erst mal von mir
liebe Grüße Petra
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Beitrag  Angela Do Sep 27, 2007 8:14 pm

Hallo Ihr,

Petra ich finde es große Klasse das Du Deiner Mutti den Wunsch erfüllt hast Englisch zu lernen, ich kann mir gut vorstellen wie stolz sie darauf war, als sie die ersten Worte sprechen konnte!
Ich finde es schlimm, das sie als Kind nicht immer die Schule besuchen konnte und statt dessen mit auf dem Bauernhof ihrer Eltern arbeiten musste, aber leider war das zu der Zeit oftmals so! Wenn ich richtig rechne müsste Deine Mutti 1932 geboren sein und somit genau in den Kriegsjahren die Schule besucht haben, was alles sicher besonders schwierig gemacht hat!

Eugen Du wolltest wissen, ob es in der DDR eine Schulpflicht gab, ja die gab es, und es wurde auch sehr darauf geachtet das jeder die Schule besucht!

Liebe Grüße Angela
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Beitrag  Irmi Fr Sep 28, 2007 12:30 pm

Hallo Ihr,

schön Petra, wie du von deiner Mutter erzählst. Und die Freude mit dem Englischlernen kann ich mir lebhaft vorstellen. Meine Mom hat auch gern Sprachen gelernt. Besonders Französich, denn sie wuchs im Schwarzwald auf bis Frankreich war es nicht weit. Englich hat sie dann mit uns Kindern gelernt, mich hat sie immer mit Vokabeln abgefragt. Außerdem hat sie extra wegen einem ihrer Söhne Algebra gelernt und hat uns alle damit abgezogen.

Ja, deine Mutter hat das Lernen sicher genau soviel Freude gemacht wie meiner.

Ich wollte meiner Mom immer noch ein kleines Memory basteln mit den Bildern ihrer Kinder. Bin aber leider nie dazu gekommen. Wäre das was für deine Mutti, in Punkto Bilder anschauen??

Liebe Grüße Irmi
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Beitrag  petra Fr Sep 28, 2007 12:34 pm

hallo ihr Lieben,
ja meine Mutter ist in der Kriegszeit aufgewachsen und wahrscheinlich kam mein Opa auch nur deswegen damit durch seine 8 Töchter nicht in die Schule zu schicken, Mama berichtet es war eine kleine Schule, alle Klassen in einem Raum, 1 Lehrer für alle Fächer, der Rest war eingezogen worden.
Und ja es war eine gute Idee meiner Mutter den Englischkurs zu schenken, zu Weihnachten schenkte ich ihr den Kurs, an ihrem Geburtstag am 31.12 dann das Zubehör wie Englischbuch , ein Federmäppchen, Hefte und eine schöne kleine Aktentasche. Die sie selbst heute noch nach 15 Jahren bei sich stehen hat und immer griffbereit, so als ginge es jederzeit wieder los.
Und im Nachhinein war dieser Englisch Kurs der Anfang unserer Mutter Tochter Beziehung, vorher hatten wir selten Kontakt, meine Eltern und meine Familie lebten praktisch auf anderen Planeten, obwohl es nur 500 m waren. Wir hatten nie die gleichen Intressen und waren uns sehr fremd, das änderte sich erst durch den Englischkurs, es war schön zu sehen wie alle gleich mitzogen, die Nachbarn, ein befreundetes Ehepaar meiner Eltern und eine Freundin die auch um die Ecke bei meinen Eltern wohnten, waren sogleich von der Idee angetan den Englischkurs auch mitzumachen, mein Mann, der den Englischunterricht durch schwänzen absolviert hatte, schloß sich uns an, er war damals im Schichtdienst und so kam es das wir den Kurs mit 6 Mann Eigenbesetzung antraten, es waren herrliche Zeiten und ich denke gerne daran zurück, jeden Donnerstag um 10 Uhr morgens zum Kurs, es war ganz selten das mal einer fehlte, und einmal die Woche trafen wir alle uns dann zum " Hausaufgaben" machen, immer umschichtig, mal bei meinen Eltern, mal bei den Nachbarn , mal bei uns, vorher gab es immer Frühstück und dann machten sich alle mit viel Freude und viel Spaß unter vielem Gelächter an die Arbeit, da spürte ich auch zum ersten Mal in meinem Leben das meine Mutter stolz auf mich ,ihre Tochter war, war ich doch die einzigste die schon Englisch konnte und so den anderen und ihr helfen konnte , in dieser Zeit wurde der Grundstein für ein besseres Verständnis füreinander gelegt. Sie fing an mich zu respektieren, fragte dann auch mal genauer nach, wie das so ginge das ich die Tiere verstehe, kam öfter auch mal mit auf den Reiterhof und schaute mir auch mal bei meiner Arbeit zu. Sie fing an stolz auf mich zu sein, mein anders sein zu akzeptieren , so wie ich auch jetzt ihr anders sein respektiere.
liebe Grüße eure Petra
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Beitrag  petra Di Okt 02, 2007 2:06 pm

Hallo ihr Lieben,
ich möchte euch jetzt mal schreiben was ich mit meiner Mutter vor ca 4 Wochen erlebt habe, sie war übers Wochenende hier wie fast immer , Samstag war alles in Ordnung, Sonntag morgen stand sie auf, ich half ihr beim Anziehen und Duschen , deckte dann den Tisch fürs Frühstück, als alles fertig war rief ich meine Lieben, meine Mutter hatte sich unterdes mit einem Lappen bewaffnet und putzte meinen Wohnzimmerschrank, da ich das aber den Tag zu vor gemacht hatte, sagte ich zu ihr, komm erstmal frühstücken und dann können wir putzen, sie kam völlig verhuscht an den Kaffeetisch und setzte sich auf die äußerste Kante des Stuhles und aß kaum, was bei meiner Mutter schon ungewöhnlich ist, sie ist eine gute Esserin, ich fragte sie ob es ihr nicht schmeckt, murmelte dann ein schnelles doch doch gnädige Frau. Wußte ich so gar nichts mit anzufangen, und nahm sie in den Arm und sagte ich bin s deine Tochter Petra, aber sie stand schnell auf bewaffnete sich wieder mit dem Staubtuch und wischte und wienerte , nach einer Stunde war sie immer noch dabei, ich sagte jetzt ist aber Schluß, setz dich mal, da kam dann von ihr nein ich darf mich nicht setzten wenn das die Herrschaften sehen , werde ich gekündigt und weiß dann nicht wohin, dabei stand ihr der Schreck ins Gesicht geschrieben, ich wußte mir nicht anderes zu helfen, als sie anzuziehen und mit ihr ein Eis essen zu gehen, damit sie aus dieser für sie doch erschreckenden Situation raus kam, nachher war dann wieder alles gut.
Aber auch ich habe einen Schrecken bekommen, dazu muß man wissen das meine Mutter im Krieg über die Grenze von der ehemaligen DDR nach Münster ging, sie war dort ganz auf sich allein gestellt und fand eine Anstellung in einem Haushalt, wo sie immer von erzählte und auch immer das das Ehepaar gut zu ihr war, aber der Schrecken und das Entsetzen habe ich heute noch vor Augen und ich frage mich wie bekomme ich sie das nächste Mal aus so einer Situation raus, ich habe es erst mit Erklärungen versucht, aber die kamen bei ihr nicht an und so war meine Gedanke raus mit ihr in eine andere Umgebung.

Habt ihr sowas auch erlebt und wie habt ihr diese Situationen gemeistert ?
Liebe Grüße Petra
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Beitrag  Angela Di Okt 02, 2007 5:01 pm

Liebe Petra,

ja solche Situationen wie Du sie beschreibst, habe ich auch sehr oft erlebt, Du hast das einzig richtige gemacht indem Du mit Ihr rausgegangen bist und sie somit auf andere Gedanken gebracht hast, es hat keinen Sinn zu versuchen mit ihr darüber zu sprechen, denn das kommt so nicht mehr bei Ihr an! Da diese Situation neu für Dich war, kann ich mir sehr gut vorstellen wie erschrocken Du darüber warst, Deine Reaktion darauf fand ich aber Klasse, Du hast so entschieden wie es Dein Herz Dir gesagt hat und das finde ich bei dieser Krankheit sehr wichtig, um damit umgehen zu können!

Was Deine Mutti in Ihrer Kindheit und Jugend erlebt hat, war sicher für sie und die vielen anderen in dieser Zeit sehr schwer, und ich habe große Hochachtung, vor dem was sie geleistet haben, gerade in der Zeit des Krieges und danach!

Nun sei mir aber bitte nicht böse, das ich Dich auf ein paar Geschichtszahlen aufmerksam machen möchte, denn nicht alles was Deiner Mutti in ihrer Jugend wiederfahren ist, hatte mit der DDR zu tun. Zu Zeiten des Krieges lebten wir alle noch im Deutschen Reich und es gab noch keine Grenzen! Diese kamen erst später! Die BRD wurde am 23.05.1949 und die DDR am 07.10.1949 gegründet.

Liebe Grüße Angela
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Beitrag  petra Di Okt 02, 2007 7:20 pm

liebe Angela, ich scheine in der Schule nicht besonders gut aufgepasst zu haben, gut das du mir das schreibst, allerdings erzählt mir meine Mama, das sie an der Grenze gefangen genommen worden sei und 2 Tage festgehalten wurde und erst dann "über die Grenze" durfte, werd da nochmals genauer nachfragen, hab ihre Aussagen bisher für mich so interpretiert, kann aber natürlich sein das sie etwas ganz anderes meinte, werd nochmal bei meiner Tante nachfragen, die ein Jahr später meiner Mutter folgte.Und nein natürlich bin ich dir nicht böse.

Und ja es war schlimm für mich sie so zu erleben und ich wußte mir einfach nicht anders zu helfen als sie aus dieser Situation und aus diesem doch für sie angstvollem Erleben herauszuholen, indem ich sie mir einfach anzog und ein Eis mit ihr essen ging, ja mit Worten konnte ich sie nicht überzeugen, sie war gefangen in dieser Rolle und das machte uns beiden Angst.
liebe Grüße eure Petra
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Beitrag  Angela Di Okt 02, 2007 8:36 pm

Liebe Petra,

ich habe im laufe der Zeit gemerkt, das man solche Situationen mit viel Ruhe und ohne Diskussionen am besten in den Griff bekommt, denn wenn unsere Lieben die Angst spüren die man in so einem Moment unweigerlich hat, habe ich festgestellt wird es nur schlimmer! Am besten gar nicht darauf reagieren und so wie Du es gemacht hast, durch etwas anderes ablenken! Es werden sicher noch viele dieser Situationen kommen, und sicher auch für Dich welche wo Du traurig bist und Dich ungerecht behandelt fühlst! In diesen Momenten habe ich gelernt weg zu gehen und tief durch zu atmen, denn man muss immer daran denken, das das was unsere Lieben in so einem Moment sagen, nicht mehr das ist was sie eigentlich denken, mir hat dann immer geholfen, daran zu denken wie meine Mutti war, und das sie das so nie gesagt hätte. Lass Dich also bitte von diesen Worten nicht unterkriegen und mach Dir selbst kein schlechtes Gewissen, denke immer daran, alles was und wie Du es machst, machst Du richtig, denn Du bist auch ein Mensch der so handelt, wie es ihm sein Herz und seine Gefühle sagen und das ist geprägt von Liebe zu Deiner Mutti!

Ganz liebe Grüße von Angela
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Beitrag  something Mi Okt 03, 2007 4:30 pm

Liebe Petra,


wie kam es zu diesem frühen Ehrgeiz Deiner Mutter ? Wollte sie ihrer doch recht trostlosen Lage entfliehen ? Gab es Vorbilder für sie ? Was wäre sie gerne geworden, wenn sie nur genügend Unterstützung erfahren hätte ? Wovon hatte sie geträumt ? Ich glaube, Spuren dafür wirst Du heute sogar eher finden als zuvor. Denn das, was ein Leben lang versagt wurde, äußert sich in der Demenz. War bei meiner Omi auch so, die aus Bergmannsmillieu stammmend stets eine gebildete, aktive Frau sein wollte. Und in der Demenz dann auch irgendwie wurde - die Liste ihrer 'Titel' war beeindruckend.


Für mich selbst war Schule immer eine Qual, kein Privileg. Das es auch andersherum erfahren werden kann war auch mir lange unbekannt. Wobei ich mich aber frage, ob es dann Interesse am Lernen selbst ist, am Stoff, oder mehr an einem Vehikel, aufzusteigen. Muss natürlich kein Gegensatz sein.


Ja, im nachhinein behauptet wurde Deine Mutter als Hausmädchen gut behandelt. Ihre an die Oberfläche gedrückte Angst, nicht fleissig genug zu sein, die 'Herrschaft' zu verstimmen, zeugt aber eher von einem schrecklichen Ausgeliefertsein. Aus ihrem Schrecken hast Du sie mit dem Ortswechsel gut herausholen können. Aber nicht immer ist Ablenkung das richtige. Dann nicht, wenn es keine Auflösung wie die Deinige geben kann, sondern nur mehr Begleitung. Dann benötigt der Mensch mit Demenz das Gefühl, ernstgenommen zu werden. Was kann man tun, wenn der geliebte Mensch sich in einem Apltraum festbeisst ? Es gibt sicher keine 'goldene Regel'. Sich einfühlen in das, was vor sich geht, sich hinversetzen in das, was und vor allem wie es erlebt wird. Nicht eine Technik anwenden, sondern in sich selbst hineinhören. Auch die negativen eigenen Reaktion wahrnehmen wie zB Verletztheit, Genervtheit, Stress, dass man in dem Moment selbst nicht mehr kann usf. . Grundsätzlich würde ich sagen, dass der Kontakt in einer Art geführt werden sollte, die der Persönlichkeit der Beteiligten entspricht. Nur so bleibt es glaubwürdig. Das kann zB bedeuten, dass mein Zugang zu Frau N im Heim sehr hilfreich ist, während die formal gleiche Äußerung von Pfleger X vorgebracht nach hinten losgeht.


Zwischen 45 und 49 gab es sogenannte Sektorengrenzen. Vermutlich sind die gemeint.


Liebe Angela,


das hast Du zu Petra schön ausgedrückt : Dem zu folgen was das eigene Herz Dir sagt. Dies kann aber nur Geltung haben in Beziehungen, die von Liebe geprägt sind.


Ich glaube, dieser Thread wird Dir, Petra, helfen bei dem, was da noch kommen wird.


Bis dann, Eugen

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Beitrag  Angela Mi Okt 03, 2007 7:56 pm

Hallo Ihr Lieben,

lieber Eugen, ich kann Deinen Worten voll und ganz zustimmen das kann nur Bedeutung haben in Beziehungen die von Liebe geprägt sind, wenn dies nicht der Fall ist sollte man sich gut überlegen ob man diese wirklich schwierige Aufgabe übernehmen kann! In unseren Medien wird sehr viel über die schlechte Betreuung der älteren Menschen in unsern Heimen geschrieben, aber ich glaube das es auch sehr vielen Kranken in der häuslichen Pflege, nicht gut geht, nur darüber hört man sehr wenig! Sicher habe ich am Anfang auch nicht gewusst was alles auf mich zukommt, da ich aber aus tiefstem Herzen sagen kann das ich meine Mutti sehr lieb hatte, und sie nie im Stich gelassen hätte, habe ich für mich so entschieden wie mein Herz mir gesagt hat! Im Verlauf der Krankheit, habe auch ich feststellen müssen ,das vieles gar nicht so einfach war, aber wenn man wirklich voll und ganz dahinter steht, geht so vieles wo man oft gedacht hätte das schafft Du so nie! In diesen Jahren, habe ich vieles lernen müssen, vorallem Geduld, nicht jedes Wort meiner Mutti persönlich zu nehmen, meine eigenen Nerven unter Kontrolle zu bringen, jede Stunde so zu nehmen wie sie kommt, seine persönlichen Belange und Wünsche in den Hintergrund zu stellen und immer da zu sein wenn man gebraucht wird! Andere haben oft zu mir gesagt, das könnte ich nicht, aber man kann wenn man nur will und vorallem wenn die Liebe zu dem Menschen da ist den man pflegt, heute bin ich dankbar für den Weg den ich gegangen bin, und für die Zeit die ich mit meiner Mutti verbringen durfte!

Liebe Petra und wenn ich Deine Zeilen lese, denke ich Du schaffst das auch, zumal Du erst sehr spät die Liebe Deiner Mutti spürst, aber dazu ist es nie zu spät einen Menschen sehr lieb zu haben und für ihn dazusein um ihm zu helfen! So wie es bei Dir ist, würde ich denken Du machst alles richtig und ich wünsche Dir dazu ganz viel Kraft!

Ganz liebe Grüße Angela
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Beitrag  petra Do Okt 04, 2007 1:28 am

lieber Eugen, liebe Angela,
ja es wird keine einfacher Weg, er wird steinig und holprig werden, weil eins in der Demenz klar ist, man kann nicht einfach planen was man als nächstes tun wird, weil es eh immer anders kommt als geplant, meine Mutter hat mal gute Tage und mal schlechte und man muß sie nehmen wie sie kommen.
Und mein Herz hat mir gesagt ich muß meine Mutter aus diesem für sie beängstigenden Albtraum rausholen, und das ging nur wenn ich mit ihr was anderes mache und mich hat diese Situation ja auch überfordert , mit ihr zu reden ging nicht, es kam bei ihr nicht an, deshalb habe ich die Lösung genommen raus mit ihr, sie auf andere Gedanken bringen und es hat ja auch funktioniert.

Und warum meine Mutter so gerne lernen wollte, sie hielt sich ein Leben lang für eine dumme Frau , und sie versuchte ein Leben lang dieses Manko auszubügeln, sie schrieb ganze Seiten aus meinen Schulbüchern ab und Diktate lernten wir gegenseitig, erst diktierte sie dann ich, sie hatte immer die meisten Fehler und lernte dann so lange nach bis sie es fehlerfrei konnte und wenn es 14 Tage dauerte, sie gab nie auf. Es machte ihr einfach Freude zu lernen und Englisch war dann etwas was alle von Anfang an lernen mußten und so fiel ihr mangelnde Schulbildung nicht auf und sie war mit Feuereifer dabei, ich denke es machte ihr einfach Spaß was zu lernen , lieber Eugen, zu deinen anderen Fragen bin ich überfragt muß ich ganz ehrlich sagen, was sie gerne geworden wäre, ich weiß es einfach nicht, aber sie schaute immer auf Frauen herab die arbeiten gehen "mußten" sie war gerne Hausfrau, und sie betonte immer das sie einen ordentlich Mann geheiratet habe, was sie damit meinte entzieht sich meiner Kenntnis,ich denke heute das sie meinte das er uns gut versorgen hat, was ihre Träume waren weiß ich auch nicht, darüber haben wir nie gesprochen, denn wie du weißt war unser Kontakt vor ihrer Demenz Erkrankung nicht der beste und so nah standen wir uns damals nicht das sie es mir erzählt hätte. Eigentlich traurig aber so ist die Wahrheit. Werd es jetzt aber mal weiter verfolgen, vielleicht kann sie mir darüber jetzt Auskunft geben. Meine Mutter- das unbekannte Wesen, trifft es wohl ziemlich genau.
Und ja ich werde euch brauchen und bin froh das ihr mir beisteht auf unserem Weg
liebe Grüße Petra
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Beitrag  Angela Do Okt 04, 2007 1:42 pm

Hallo liebe Petra,

ich kann mir gut vorstellen, das Deine Mutti sehr unglücklich darüber ist wenig gelernt zu haben, um so schöner finde ich, wenn Du schreibst, wie sehr sich sich immer bemüht hat das zu ändern! Leider war es früher oftmals so, das man der Meinung war, Mädchen brauchen das nicht, die suchen sich am besten einen möglichst reichen Mann, und sind dann für den und die Kinder da! Den Männern wird das sicher auch sehr gut gefallen haben, da sie ja somit immer jemanden hatten der zu ihnen aufsah und sie bewundert hat, wie klug sie doch sind! Natürlich weiß ich aber nicht, ob das bei Deinen Eltern auch so war!

Eins musst Du sicher aber auch wissen, es wird Dir nicht immer gelingen, Deine Mutti aus ihren Gedanken, die sie gerade hat zu befreien, bei manchen musst Du einfach abwarten, bis sie wieder verschwinden und anderen Platz machen, dazu brauchst Du aber ganz viel Liebe und Geduld, denn mit Worten oder Ablenkung kannst Du das leider nicht schaffen! Du brauchst aber auch davor keine Angst zu haben, das schaffst Du alles, denn ich glaube fest daran das Du den Willen und die Kraft dazu besitzt!
Am Anfang habe ich auch immer versucht zu ergründen was meine Mutti meint, und ich war mit meiner Mutti immer sehr gut, und sie hat mir alles erzählt, aber auch ich habe es nicht immer geschafft ihre Äußerungen zu verstehen und zu begreifen was in Ihr vorgeht, die Gedanken unserer Lieben gehen bei dieser Krankheit oftmals ihre eigenen Wege, die wir nicht verstehen können! Wir können nur versuchen ihnen teilweise ihre Angst zu nehmen, wenn es möglich ist und sie so zu bekleiden das es ihnen ihren Umständen entsprechend möglichst gut geht, mehr habe ich auch nicht tun können! Auch wenn ich es gern gewollt hätte!
Wenn Du uns brauchst, und wir Dir helfen können, wir sind immer für Dich da!

Ganz liebe Grüße Angela
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Beitrag  petra Fr Okt 05, 2007 2:49 pm

liebe Angela , danke für deine liebe Mail, ja es würde mir das Herz zerreißen sie in einem Albtraum gefangen sehen zu müßen, aber auch damit muß ich umzugehen lernen, was mir bestimmt schwer fallen wird,aber wie du schreibst müßen wir es auch bestimmt manchmal geschehen lassen ohne das ich eingreifen kann, auch wenn es uns das Herz zerreißt, es war nur das erste mal das ich das mit meiner Mutter erlebt habe und somit war ich dann auch ganz einfach überfordert, das nächste Mal wird mich dann nicht mehr so unvorbereitet treffen und wenn ich es nicht schaffe sie dort rauszuholen muß ich lernen es auszuhalten und ja ich denke ich werde auch das bewältigen.

Liebe Grüße Petra
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Beitrag  petra Mi Okt 10, 2007 2:46 pm

Hallo ihr Lieben
War heute den ganzen Morgen bei meiner Mama, mein Vater ist außer Gefecht, er hat einen Hexenschuß . So das ich mich im Moment auch verstärkter um meine Mutter und den Haushalt kümmere, der ja ansonsten liegen bleiben würde, haben heute das Mittagessen zusammen vorbereitet und es hat meiner Mutter viel Spaß gemacht, mir zu helfen, was mir allerdings im Moment besonders auffällt, sie swischt zwischen den Zeiten hin und her, mal erzählt sie mir von gestern, dann im nächsten Satz ist sie wieder weit in der Vergangenheit und erzählt das sie ihrer Schwester auf dem Feld helfen müße, da ihre Schwester nicht so gut Kartoffeln ernten kann, weil sie Rückenprobleme hat, dann ist sie plötzlich wieder ganz in der Gegenwart und für mich ist es ziemlich anstrengend rauszufinden wo sie gerade ist, sage ich dann was zu gestern, dann weiß sie nicht mehr was ich meine, weil sie dann schon mit ihrer Schwester und den Kartoffeln beschäftigt ist, sage ich was zu ihrer Schwester und den Kartoffeln schaut sie mich nur an und sagt ja das war früher mal und ist schon wieder mit dem nächsten Thema beschäftigt. Das ist im Moment sehr anstrengend für mich und ich muß gut aufpassen , nicht wieder einen abwertenden Blick zu ernten, weil ich mal wieder nicht hinterher komme.

Ich denke ihr habt das auch mit euren Lieben erlebt, wie seit ihr damit umgegangen , wäre meine Frage an euch ?
Liebe Grüße Petra
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Beitrag  Angela Mo Okt 15, 2007 11:10 pm

Liebe Petra,

ja das was Du beschreibst, kenne ich auch sehr gut, man weiß wirklich oftmals nicht, was man für Antworten geben soll! Ich hatte mir angewöhnt, in solchen Situationen, meiner Mutti immer recht zu geben( ja du hast recht, oder das hätte ich auch so gemacht usw.), denn Nachfragen bringt meist nichts, weil sie sich dann nur unglücklich und nicht verstanden fühlen! Wenn dann von meiner Mutti kam, wieso hab ich recht, oder eine andere Antwort, wusste ich immer das es ein Moment war, wo ich mich richtig mit ihr unterhalten konnte. Das wirst Du aber sicher auch schon festgestellt haben, vorallem immer Ruhe bewahren, ich bin bin so mit diesen Situationen gut zurecht gekommen, aber das schaffst Du alles auch!


Liebe Grüße Angela
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Beitrag  petra Mi Okt 17, 2007 1:12 am

Liebe Angela, ja so mache ich es mittlerweile auch, da ich ihr oft gar nicht folgen kann und sie dann mit mir ungeduldig wird, ich bin noch mit der Zeit vor 30 Jahren beschäftigt und damit was sie mir gerade erzählt hat und sie ist schon ganz wo anders. Hab jetzt so Standart Sprüche drauf, die immer passen und nachfragen bringt ja nichts, wenn sie mitten in ihren "Sprüngen " ist, was mir besonders hilft ist meine Tante, sie kennt meine Mutter ja von klein auf und kann mir vieles erklären, weil ich ja auch nicht allzu viel weiß über die Jugend meiner Mutter und ich jetzt so nach und nach meine Lücken auffülle, mithilfe meiner Tante und dann auch meistens weiß wo sich meine Mutter gerade befindet. Das hilft mir sehr, so kann ich alles besser verstehen. Denn ihre Sprache ist kaum noch verständlich ihr fehlen immer wieder Wörter und sie kommt nicht darauf was sie sagen will. Ich lasse ihr immer viel Zeit, das sie mir das erzählen kann was sie möchte, damit sie sich nicht abgewertet fühlt, denn was mir auch auffällt das die meisten versuchen den Satz für meine Mutter zu beenden, anstatt in Ruhe abzuwarten. Und das macht meine Mutter auch wütend, wenn andere ihren Satz zu Ende bringen, und dann meistens so wie es meine Mutter gar nicht meint. Und dann kann ich drauf warten das Mama sich ganz zurückzieht und gar nichts mehr sagt. Macht mich immer traurig.
Liebe Grüße Petra
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Beitrag  petra Di Okt 30, 2007 11:33 am

Hallo ihr Lieben, was mir zur Zeit besonders zu schaffen macht sind Mamas Halluzinationen, die sind im Moment wieder besonders aktiv, gestern traf ich meine Mutter an wie sie ständig aus dem Fester starrte, ich fragte sie was es denn da intressantes gibt und sie sagte sie muß das Bordell das gegenüber ihrem Haus aufgemacht hat, im Auge behalten, dort gehen die Mädchen, du weißt schon welche, sagt sie rein und dann kommen die Männer und sie muß aufpassen das meine Vater da nicht reingeht. Hat auch schon einen riesen Krach gegeben als mein Vater mal zufällig aus dem Fester schaute, da hat meine Mutter ihn gleich zur Schnecke gemacht.
Es ist ein ganz normales Wohnhaus, in einer der Wohnungen wohnen 2 junge Mädchen zusammen , die wird meine Mutter wohl meinen, denn ansonsten wohnen da nur ältere Leute und die Mädchen sind auch nicht "verdächtig" angezogen oder so, das meine Mutter auf diese Idee kommen könnte und mein Vater und ich können sie einfach nicht davon überzeugen das dort mit Sicherheit kein Bordell ist, gestern wollte sie sogar die Polizei anrufen um ihnen das zu melden , konnte sie mit Mühe und Not davon abhalten , aber ich bin auch hilflos ich weiß nicht was ich sagen oder machen soll, es einfach auszusitzen ist denke ich der einfachste Weg, denn Agumenten ist sie nicht zuträglich. Hat von euch noch einer eine Idee, wie wir sie davon überzeugen können, das dort kein Bordell ist und mein Vater da auch nicht hingeht ???
Liebe Grüße eure Petra
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Beitrag  Angela Di Okt 30, 2007 3:31 pm

Liebe Petra,

als ich heute Deinen Beitrag gelesen habe, hat mich das alles sehr an Zeiten mit meiner Mutti erinnert, man kann sich gar nicht vorstellen, auf was für Gedanken unsere Lieben so kommen, und ich weiß auch wie schwierig, das für Euch ist. Leider kann ich Dir aber auch nicht sagen, was man dagegen tun kann, ich habe zumindest für diese Probleme keine richtige Lösung gefunden, ich habe nur immer versucht meine Mutti zu beruhigen, was aber oft gar nicht einfach war. Ich habe aber auch gemerkt, in dem Moment wo man versucht hat ihr diese Gedanken auszureden, wurde es nur noch schlimmer und sie hat sich unheimlich aufgeregt, was für sie aber gar nicht gut war.
Ich kann nur für Euch hoffen das diese Halluzinationen schnell vorbei gehen, aber leider ist es dann so das wieder andere kommen, so war es zumindest bei uns. Ich kann Euch nur ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen wünschen. Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, schreibe bitte oder ruf mal an, denn mir hat in dieser Zeit sehr geholfen, wenn ich mal mit jemandem sprechen konnte, der mich und meine Probleme verstanden hat! Ich würde Dir gern eine Lösung schreiben, aber leider kann ich das nicht!

Sei ganz lieb gegrüßt und umarmt

von Angela
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Beitrag  petra Mi Okt 31, 2007 9:56 am

Liebe Angela, vielen lieben Dank für die Karte und deine lieben Worte, ja das ist für meinen Vater und mich im Moment eine harte Prüfung , was ich daran auch nicht verstehen kann, sie weiß sonst nicht was vor 5 Minuten war, aber an dieser Bordell Geschichte hält sie sich schon seit Tagen auf und kommt da immer wieder drauf zurück und regt sich auf das sowas in ihrer "feinen " Gegend geduldet wird.

Mein Vater konnte sie gestern nur knapp aufhalten, sie wollte rüber gehen und denen mal richtig Bescheid geben. Die armen jungen Mädchen hätten gar nicht gewußt was sie damit hätten anfangen können, und stimmt je mehr wir dagegen anreden umso mehr regt sie sich auf, war sogar schon die Rede davon mein Vater und ich stecken mit dem Bordell unter einer Decke, so das wir es aufgegeben haben dagegen anzureden, ich habe mir angewöhnt von was anderem zu sprechen und nach einer Weile läßt sie sich dann auf das neue Thema ein, rede dann von ihrer Kindheit und stelle Fragen und nach einer Weile erzählt sie dann von sich aus von ihrer Jugend, aber das dauert nicht lange und sie landet wieder bei dem Bordell.

Ich habe es jetzt so mit meinem Vater verabredet das ich sie mir schon morgen hole ist ja morgen Feiertag bei uns und sie dann das ganze Wochenende behalte, so kommt sie vielleicht auf andere Gedanken wenn sie nicht mehr das "leidliche Bordell" vor Augen hat. Ich hoffe es wirkt . Werde dann viel mit ihr unternehmen, damit diese Hallos vielleicht durch schöne Bilder ersetzt werden. Drückt mir mal die Daumen das mir das gelingt und sie nicht wieder am Sonntag wenn sie nach Hause kommt und wieder beim alten Thema landet.
Liebe Grüße Petra
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Beitrag  something Fr Nov 02, 2007 10:21 pm

Liebe Petra,


Deine Mutter erlebt ihre Wahrnehmung als real. Nicht anders als Du die Deine. Versuch Dir vorzustellen, wie es Dir selbst ergehen würde, wenn andere leugnen, was Du doch sicher zu wissen glaubst. Würde Dich das beruhigen ? Versuch deshalb mal umgekehrt, ihre Wahrnehmung und Empörung erst zu bestätigen und dann zu lenken: Ja, eine Schande ist das, hier in unserem feinen Viertel ! Die Behörden haben wohl Tomaten auf den Augen ! Wir werden gleich ein geharnischtes Schreiben an den Bürgermeister verfassen ! Gut, dass Du aufgepasst hast ! Im späteren Verlauf: Die Behörden sind bereits informiert ! Morgen bereits wird der verruchte Laden geschlossen - ich weiss es aus sicherer Quelle (fertige ein 'amtliches' Schreiben an und leg es ihr vor ) ! Usf.


Zudem ist es möglich, dass Deine Mutter etwas auf's Tapet bringt, was sie über lange Jahre runterschlucken musste. Dass es also die Bordellszenen mal gab - früher. Dass heute erst mit der Demenz die alte Verletzung sich Bahn bricht. Das wären dann die Gefühle unterhalb der scheinbar verrückten Äußerung. Diese Gefühle sollte sie auch äußern dürfen. Erst dann kann der Druck vielleicht nachlassen. Verletzung also einfühlsam, annehmend begleiten anstatt sie wegzureden versuchen - was ohnehin nicht funktionieren dürfte.


Ist natürlich die Frage, ob mein Vorschlag auch für Deinen Vater eine anwendbare Option ist.


Eugen

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Beitrag  petra Sa Nov 03, 2007 3:38 pm

lieber Eugen, ja das ist ja auch schon das was Angela geschrieben hat, es annehmen, aber das mit dem Brief und mich mit empören über das Bordell darauf wäre ich dann doch nicht gekommen, es war mir schon klar das es für sie als real empfunden wird und nein mir würde es auch nicht gefallen wenn mir etwas ausgeredet was ich als real erlebe. Da hast du Recht und ich könnte mir auch vorstellen das ich selbst gesund gereizt reagieren würde, wenn ich vor einem eindeutig roten Auto stehe und mir jemand einzureden versucht es ist grün. Hast recht erst wenn ich mir das selber verdeutliche kann ich jetzt angemessen darauf reagieren, ja kann auch sein das es mal ein reales Erleben von ihr war, meinem Vater traue ich auch dieses zu, ob er damit jetzt auch angemessen darauf reagieren kann, weiß ich allerdings nicht, werd mir aber Mühe geben es ihm zu erklären, wie du es mir erklärt hast.
Liebe Dank Angela und Eugen.
Eure Petra
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Beitrag  Angela Mo Nov 05, 2007 12:05 am

Liebe Petra,

wenn ich lese was Eugen schreibt, kann ich Ihm nur recht geben! Er hat da wirklich einen guten Einfall, den Du mal versuchen kannst! Wie ich schon geschrieben habe hatte meine Mutti doch auch die Idee, das sie Ärztin ist und ich wusste mir oft gar keinen Rat, weil sie unbedingt zum Dienst musste, sie hat sich darüber auch immer unheimlich aufgeregt, sie wurde auch erst ruhiger, als ich ihr einen Dienstplan geschrieben hatte und in ihrem Zimmer aufgehangen habe, so konnte sie nachsehen und wenn dienstfrei (was immer war) draufstand, hat sie sich beruhigt, und sagte dann immer, heute habe ich frei, und dann war alles gut!

Es kann aber auch durchaus sein, wenn sie jetzt ein paar Tage bei Dir war, das sie es vergessen hat!

Ich muss aber ehrlich sagen, das ich mir nicht unbedingt vorstellen kann, das es was mit Problemen Ihrer Vergangenheit zu tun hat, denn ich z.B wusste, da ich immer mit meiner Mutti zusammen war, eigentlich alles von Ihr und die Vorstellungen die durch die Krankheit kamen, hatten mit ihrem bisherigen Leben nichts zu tun! Das sind aber wie gesagt meine Erfahrungen, die ich mit meiner Mutti gemacht habe!

Ich wünsche Euch weiterhin ganz viel Glück und Dir immer gute Ideen um alle Probleme zu lösen, und wenn Dir die mal ausgehen, Du siehst ja wir sind auch noch da, und haben manchmal welche Wink

Ganz liebe Grüße von Angela
Angela
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