Meine Mutter

Ja und ich bin dankbar das ich euch habe, jetzt schaue ich nicht mehr ganz so ängstlich in die Zukunft, wenn sie wirklich wieder aufs Bordell zurückgreifen sollte,werde ich mal Eugens Weg probieren mich mit aufregen und mit einem amtlich aussehenden Brief ankommen, das kann ja dann auch der Hundesteuerbescheid sein, der schön amtlich aussieht, denn lesen kann sie ja schon lange nicht mehr, aber bis jetzt ist Ruhe hab mit meinem Vater vorhin noch telefoniert und ihm rutschte schon das Herz in die Hose, als Mama aus dem Fenster schaute, aber sie hatte nur einem Fußgänger mit Hund nachgeschaut.

liebe Grüße und herzlichen Dank
eure Petra

Liebe Petra,


wie hat es sich denn nun weiter entwickelt mit Deiner Mutter ? Ist die Bordell-Phantasie verschwunden ?


Liebe Angela,


ganz sicher beeinflusst die Demenz die Wahrnehmungen sowohl der inneren wie der äußeren Welt. Insbesondere derem Inhalt nach. Aber auch hier wird es die Tendenz geben, tw ganz gegensätzliches, zerplittertes Erleben zu einem sinnvollen Ganzen zu fügen. Eine Ordnung im Wahrnehmungsgebäude wieder zu erlangen. Die bereits mit jedem neuen Eindruck Gefahr läuft, sich aufzulösen. Zugriff wird dabei auf alles genommen, was diese Ordnung sichern oder wiederherstellen kann. Geschöpft werden kann aber nur aus dem, was im Gedächtnis abgespeichert, also in irgendeiner Form selbst erlebt oder erfahren wurde. So würde ich sagen: Die Gefühle sind immer real. Die Vorstellungen, unter denen sie einsortiert und zum Ausdruck gebracht werden, sind es nicht. Diese gehören tatsächlich an einen anderen Ort.


Ich glaube, auch wenn man an der Lebensgeschichte eines Menschen sehr nah teilgenommen hat, kann es emotional starke, prägende Momente geben, die verborgen gehalten wurden. Die vielleicht dem betreffendem selbst nicht zugänglich waren. Und die jetzt - in der Demenz - in auf den ersten Blick verrückten Äußerungen ans Tageslicht gelangen. Ähnliches mag für sowas wie Grundgefühle gelten wie zB das der Minderwertigkeit. Was meinst Du ?


Bis dann, Eugen

lieber Eugen, ja sie ist Gott sei Dank in einem schwarzen Loch verschwunden, seitdem sie die 4 Tage bei mir war, hat sie das Bordell nie wieder erwähnt, aufholzklopfend.

liebe Grüße deine Petra

Hiermit möchte ich euch mitteilen, das meine Mutter am 10.03.09 um 21.50 plötzlich und unerwartet an einem schweren Schlaganfall verstarb, den sie in der Nacht zuvor erlitten hatte, meine Mutter ist 77 Jahre alt geworden und wir waren guter Hoffnung das sie sich auf dem Wege der Besserung befand, die letzte Zeit vorher hatte sie stark abgenommen, da sie nicht mehr gerne essen mochte und ihr auch ihre innere Unruhe zu schaffen machte, wir sind dann mit Nahrungergänzungsmitteln angefangen und waren auf einem guten Weg, sie hatte innerhalb kürzester Zeit wieder 2.5 Kilo zugenommen und wir waren froher Hoffnung noch einen Weile auf eine PEG verzichten zu können, dann kam leider der schwere Schlaganfall dazwischen und wir mußten unsere Hoffnungen meine Mama noch länger bei uns zu behalten mit ihr mitbegraben. Sie fehlt mir unendlich jeden Tag aufs neue.